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Ich wohne in einem unbändigen Diamanten, alles Durchsichte der Erde ist Stoff geworden vor meiner Stirn... (Pablo Neruda)

Letzte Worte:

"Hugenottenfriedhof"-Lied
Ja mir gefiel dieses Lied vopn W.Biermann auch, vor...
Günter H. Schullenberg, Düsseldorf (Gast) - 11. Jul, 10:38
Literarischer Alkoholismus...
Viele Autoren, die ich bewundere, waren Alkoholiker....
Matthias Gerhards - 2. Apr, 00:23
schöner Beitrag
Blutig bricht der Frühling los laut geht das Grauen...
Chris (Gast) - 1. Apr, 14:23
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Matthias Gerhards - 31. Mär, 21:58

Dasein und Sosein:

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Nachmittag auf der Margareteninsel (19.03.06)

Im dunstigen Licht des Herbstnachmittags lag die Margareteninsel in der Donau und verströmte noch immer den Glanz der Jahrhundertwende. Durch die Allee defilierten die Damen der Gesellschaft als hätten sie die Weltkriege und den Sozialismus verschlafen und seien eben erst neben jenem neureichen Besitzer einer Unterhosenmarke erwacht, der nun wie selbstverständlich an ihrer Seite ging. Zwischen der sorgsam restaurierten Ruine des Klosters, dem geschlossenen Cafe und einem Bad, das noch den Schmutz eines untergegangenen Jahrhunderts in sich trug, hing der Duft von reifen Orangen. Er ging von einigen Bäumen aus, deren Früchte in der schwächer werdenden Sonne leuchteten. Sie schienen wie die hässlichen Schwestern der Apfelsinen, ihre grüne Schale war grobporig und umhüllte eine trockenen ungenießbaren Kern. Aber als ich sie berührte und die Augen schloss, wurde ich von ihrem Geruch eingehüllt und befand mich plötzlich in einem Orangehain mitten in der Glut des Südens.
Erst als ich mit einem unbedachten Druck die Schale brach und den staubigen Kern freilegte war der Zauber verflogen. Ich kehrte zurück in die Gegenwart der Insel und betrachtete befremdet die falschen Schönheiten Osteuropas, die ihre Markenkleidung und ihre Brustimplantate spazieren trugen wie eine persönlich Auszeichnung und schneller im Kapitalismus angekommen waren, als ein Busschaffner brauchte, um eine Fahrkarte zu entwerten.

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